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LAUSCHA
Die Rede ist von einem Baum, der seit den siebziger Jahren an der so genannten Ruppenecke nahe des Hüttenplatzes allen Wetterunbilden und Baumaßnahmen erfolgreich getrotzt hat. Bürgermeister Norbert Zitzmann, Kreistagsabgeordneter Helmut Greiner-Petter, Hauptamtsleiter Jens Krauße sowie zahlreiche engagierte Bürger, die sich um den Erhalt des Baumes verdient gemacht haben, wohnten der Enthüllung eines informativen Hinweisschildes bei und feierten mit Moppelschen Bratwürsten und einem Gläschen Sekt die gelungene Rettung des seltenen Urweltmammutbaumes.
"Schon während meiner Schulzeit erzählte mir mein Lehrer Klaus Apel, dass dies ein ganz besonderer Baum sei, eine außergewöhnliche, schützenswerte Art", begann Dominik Triebel vom Gollo Musik e.V. seine kurze Rede zur Geschichte der "Rettungsaktion" für den Baum. Wie viele andere hatte er als Schüler diesen Hinweis gehört und eigentlich fast wieder vergessen. Eines Tages fiel ihm auf den Planungsunterlagen des zuständigen Ingenieurbüros zur Umgestaltung des betreffenden Areals auf, dass dort kein Baum mehr vorgesehen war, sondern nur "irgend so ein kleiner Busch".
"Da erinnerte ich mich an die Erzählung meines Lehrers." Bei Vereinskollegin Renate Bäz erfuhr er Genaueres über das seltene Stück, und gemeinsam mit anderen besorgten Bürgern brachten Dominik, Renate und Vereinsvorstand Falk Mannagottera den Stein ins Rollen, der den Baum vor dem "Abriss" durch den Bagger retten sollte. Als "Holzwurm" und "Bäumenarr" von Berufs wegen brachte sich Walter Heinz ein. Auch die Mitglieder des Heimat- und Geschichtsvereins der Stadt um Jürgen Müller-Blech trugen ihr Scherflein bei, Rosemarie Greiner-Well fand sogar auf Fotos ihrer Hochzeit im Jahr 1977 den Baum an der Ruppenecke.
Viele engagierte Bürger setzten sich parallel für seinen Erhalt ein, der Gollo Musik Verein bündelt die Kräfte und am Freitag wurde schließlich in einem kleinen Festakt von Bürgermeister Norbert Zitzmann eine Hinweistafel enthüllt, die Einheimischen und Gästen die Geschichte und Bedeutung des seltenen Stückes nahe bringt.
Rudi Ehrlicher, ein ehemaliger Lauschaer, dem auch nach 48 Jahren in der Fremde sein Lauscha noch am Herzen liegt, brachte als "Baumexperte" wichtige Details zur Sprache. Zum einen trug er geschichtliche Hintergründe der Bedeutung des Urweltmammutbaumes vor. Selbiger galt viele Jahre lang als ausgestorben und war nur in fossiler Form bekannt. Im Jahr 1941 wurde ein Exemplar in einer unzugänglichen Bergregion Chinas entdeckt, was einer Sensation gleich kam. Englische Forscher machten sich daraufhin auf den Weg, sammelten Samen des Baumriesen und verteilten sie auf der ganzen Welt.
Als "lebenden Zeitzeugen", der den Wechsel der Flora überdauert hat, kann man laut Ehrlicher den als "Metasequoia glyptostroboides" (Wassertanne) bekannten Baum einstufen. Der laubabwerfende Nadelbaum ist robust, frosthart und kann bis zu 35 Meter hoch werden. Er hat hellgrüne, abgeflachte Nadeln und wechselt im Herbst die Farbe. Offensichtlich hat ihm seine in Jahrtausenden erworbene Widerstandsfähigkeit geholfen, auch in Lauscha allen Anfechtungen einschließlich der drohenden Kettensäge zu trotzen.
Rudi Ehrlicher hat sich als Baumkenner jedenfalls verpflichtet, Lauschas neu erkannter Sehenswürdigkeit im Frühjahr einen fachgerechten Schnitt und die notwendige Pflege zukommen zu lassen. Damit reiht er sich neben dem Gollo Musik e.V. als Baumpaten und Förderer mit ein. Das informative Schild wurde übrigens von Dominik Triebel, dem Sachverständigenbüro Falk Mannagottera und der Heizungs- und Sanitärfirma Uwe Scheler als Sponsoren gestiftet.
Bürgermeister Zitzmann dankte allen Helfern, die mit ihrer Aktion den Baum aufgewertet und näher ins Bewusstsein der Einheimischen gerückt haben. Im neu gestalteten Umfeld zwischen Hüttenplatz und Tierberg sollte ihm nun noch ein langes Leben beschieden sein.
Freies Wort, Doris Hein, 08.11.2011
LAUSCHA
Sie wollten schon immer mal so richtig schön niveauvoll tanzen gehen und vielleicht ihr schickes Kleid dazu anziehen? Zu langsamen Walzer, Tango, Slowfox, Wiener Walzer oder Quickstep? Vielleicht auch noch etwas mehr nach lateinamerikanischen Rhythmen, wie Rumba, Paso Doble, Samba, Cha-Cha-Cha oder Jive?
Vielleicht hat das ja vor vier Jahren den Gollo-Musik-Verein dazu bewogen, den guten alten Ball in Lauscha wieder aufzugreifen, um auszuprobieren, ob denn die weggehfreudigen Lauschaer das annehmen. Den niveauvollen "Lauschner Ball" erlebte ein gut gefülltes Kulturhaus am Samstag zum vierten Mal seit drei Jahren in Folge. Trotz guter Resonanzen möchte man diesen Höhepunkt dieser Art einmal im Jahr beibehalten, jeweils zur Kirchweihzeit. So zumindest schilderte Vorstandsmitglied Dominik Triebel die Philosophie der Veranstalter. "In diesem Jahr eröffnen wir gleichzeitig den Lauschaer Kulturherbst mit freundlicher Unterstützung der Stadt Lauscha", erklärte Triebel.
Auch Vorstandsvorsitzender Falk Mannagottera erinnerte an die "alten Zeiten", in denen man in der Glasbläserstadt sich ereifert haben soll, herausgeputzt zum Ball zu gehen. Dass man damit den Nerv der Leute getroffen hat, zeigten die bisherigen Resonanzen. Musikalisch habe man mit der Andreas-Lorenz-Showband im vergangenen Jahr dann eine wahre "Wassermusik" erlebt, erinnerten sich Triebel und Mannagottera, denn die Musik war so gut, dass das mit Tanzpaaren gefüllte Parkett lediglich die Nachfrage nach Mineralwasser steigen ließ.
Dafür hatte man diesmal schon vorsorglich einen Spitzenbarkeeper aus Leipzig engagiert, der bereits in der Glasbläserstadt kein Unbekannter mehr ist. Hans-Rüdiger Zöllner ist Profi in Sachen Cocktails. In Leipzig hat er sich mit der First Whisky Bar einen Namen gemacht und das ist im Kulturhaus am Samstag wohl nicht anders gewesen. Vor allem aber wurde getanzt und das nicht wenig. Die Besetzung der Kapelle vom Vorjahr kam diesmal als die Andreas-Lorenz-Combo und ließ hinsichtlich der Musik vom Vorjahr zu wünschen übrig.
Wer aber dachte, dass da nun die älteren Semester die Tanzflächen gestürmt haben, der fand eher ein sehr gemischtes Publikum vor. Und siehe da, die jüngeren Talente waren lange nicht nur dem Pop-Trend verfallen. So bemühte man sich, den flotten Bewegungen der Tanzeinlage des Duos der Tanzschule Hähner aus Saalfeld Konkurrenz zu machen.
Maria Hahn und Tim Blochberg fegten da mit Standardtänzen und Latein übers Parkett, dass es eine Augenweide war. Und schließlich war da selbstverständlich eine Zugabe drin, die an den mit der Titelmusik von "Dirty Dancing" an den Tanzfilm erinnerte. Für den Salsa war danach noch einmal kräftig Applaus fällig.
Nach Mitternacht wurde, wie in den vorangegangenen Jahren auch, das beliebteste Tanzpaar des Abends mit einem Pokal gekürt. Die Wahl fiel auf Jeanet Lange und Alexander Koch. Den Pokal, ein gläserner - wie sollte es in Lauscha auch anders sein - stiftete wieder John Zinner. Dazu hat er sich nach eigener Meinung selbst übertroffen, denn die Tänzerin, die er dafür kreierte, hat er mit einem 1,20 Meter langen Glasband 17 mal umwickelt. "Das war eine Interpretation auf Herrn Gerlach", meinte der Lauschaer Glaskünstler, der meinte, dass Gerlach das noch perfekter konnte. Allerdings hat dieser entgegen der Fertigkeit Zinners aber das Band aus mehreren Stücken zusammengesetzt. Für das Kunstwerk habe er dennoch immerhin viereinhalb Stunden reine Arbeitszeit investiert.
Und somit wurde sicher auch der klassische Tanzabend gekrönt, nachdem sich niemand den Sonntag "ans Bein binden" brauchte, weil man gegen 20 Uhr zu akzeptabler Zeit den Heimweg antreten konnte und somit ausreichend Zeit für die "Knölla" an Sonntagmittag zur Verfügung stand.
Mit dem Ball hat das Team von Gollo-Musik nur den Startschuss für den diesjährigen "Lauschaer Kulturherbst" gegeben. Die Vereinsmitglieder wiesen auf die weiteren Höhepunkte, wie das Kabarett "Herkuleskeule" aus Dresden am kommenden Samstag und die Lauschaer Musiknacht am darauffolgenden Samstag hin. Gunther Emmerlich singt, swingt und liest dann am Samstag, 10. Oktober, im Kulturhaus Lauscha. Der Entertainer, der 1999 die Neuhäuser Region mit der "Zauberhaften Heimat" auf verschiedenen Fernsehsendern präsentierte, wird verschiedene Lieder aus drei Jahrhunderten mit Flügelbegleitung präsentieren. Außerdem stellt er sein neues Buch vor und wird mit seiner unverkennbaren Art durchs Programm führen.
Freies Wort, Norbert Kleinteich, 23.09.2009
Das „Gollo“ in Lauscha ist eine urgemütliche Wohlfühlstube für alt und jung. Auch Sänger Ivan Rebroff ließ es sich hier schon gut gehen
Lauscha ist so ein Ort, der jedem Fremden Rätsel aufgibt. Wie leben die Menschen in diesen abschüssigen Gassen? Wie sieht der Alltag aus hinter den Fassaden dieser riesigen schwarzen Schieferhäuser, hinter denenirgendwo im Ort verstreut ein Reisebüro liegt, irgendwo anders ein Friseur und weit oben dann, in Lauscha am Köpplein, das „Gollo“ – auch so ein riesiges, schwarzes Schiefergebäude, schwer zu finden, hinter ein paar Kurven.
Das „Gollo“ ist nicht Kneipe, nicht Restaurant, nicht Kegelbahn, nicht Vereinslokal, nicht Pension, sondern das „Gollo“ ist irgendwie das alles zusammen und noch viel mehr. Man könnte es eine mit Fachwerk ausgekleidete, eine mit Lärchenböden belegte, eine urbehagliche großzügige holzvertäfelte Wohlfühlstube nennen für alle und jeden, vom Enkel bis zur Oma, vom örtlichen Gesangverein bis zum flatterhaarigen Rock‘n’Roller. Das „Gollo“ also verkörpert einen Ort allergrößter Großzügigkeit. Verborgen hinter riesigen Sprossenfenstern ist es die Indoor-Variante eines Dorf- und Versammlungsplatzes, hier wird – quer durch alle Generationen – gefeiert, geredet, geflirtet, gesungen, gegessen und öliges Guinness vom Fass getrunken. Wenn diese Räume eine Aura haben, dann ist es die einer unaufdringlichen und toleranten, einer wohltuenden Lebendigkeit.
Natürlich liegt das an James Knye, diesem so großen, bescheidenen Jungen mit seinen nun 42 Jahren, der immer die Musik geliebt hat. Es war jene Musik, die das Leben in den 80ern bedeutete, eine großzügige tolerante weltoffene Musik, die jeden hat glücklich werden lassen nach seiner Façon. „Unchain my Heart“ – „Befreie mein Herz von den Fesseln“, solche Titel haben ihre Menschen hervorgebracht, Menschen wie James. Und James hat dann das „Gollo“ hervorgebracht und ihm diesen Geist der Wärme und Toleranz eingehaucht, ohne das eigentlich zu wollen. Er ist halt so.
James stammt ja aus einer Glasbläserfamilie. Und 1987 hat dann sein Bruder Henry das „Gollo“ gekauft, das zuvor „Traube“ hieß. Sie haben gedacht, sie machen einfach weiter Glas und nebenher noch die Kneipe und natürlich auch ein bisschen Musik, weil die Lauschner ja alle sehr musikalisch seien, sagt James. Was soll man an so langen und kalten Winterabenden auch sonst treiben.
Also das mit der Glasbläserei wurde nichts. Das „Gollo“ fraß einfach zu viel Zeit. Deswegen hat sich James „den Helm aufgesetzt“ und sein Restaurant irgendwann hauptberuflich betrieben. Nebenher hat er noch Konzerte organisiert in Lauscha im Kulturhaus. Und Open Airs an der Schanze. Zur 400-Jahrfeier Lauschas lotste er dann Ivan Rebroff zur Gesangsdarbietung in den Ort. Dabei konnte es gar nicht ausbleiben, dass Rebroff im „Gollo“ nächtigte. Und bevor der „russische Bär“ nächtigte, widmete er sich einem Getränk namens Unikum, das James Knye in einer bauchigen Flasche mit einem goldenen Kreuz auf rotem Grund stets vorrätig hält.
Unikum stammt aus Ungarn. So ein kleiner Unikum ist gedacht für Mägen, die sich im „Gollo“ an Entenbrust oder einem von mütterlicher Hand zubereiteten Braten gelabt haben, zur wohligen Entlastung.
Sehr bitter, unser Unikum, nicht so ein Weichspüler-Gesöff. Hat immerhin 40 Prozent. Rebroff, der mit seiner Kalinka immer diesen russischen Bären gab, obwohl er ja aus Deutschland stammte, nahm seinerzeit – um die Jahrtausendwende war das – 17 Unikum im Gollo zu Lauscha. „Siebzehn!“ James Knye hat sie gezählt. Er hat sie ja abrechnen müssen.
Wäre nun Ivan, der Bär, in einem anderen Gasthaus zu Tisch gesessen, so fände man gewiss irgendwo ein gerahmtes Bild, das ihn mit dem Gastwirt zeigt. Bei James Knye, das ist diese angenehme Bescheidenheit, findet man nichts dergleichen.
Stattdessen, im Nebenzimmer, wo manchmal an den abgeschiedeneren Tischen junge Pärchen ihre Liebe verhandeln, Gemälde wie zarte Phantasiegebilde. Auf Holztafeln! Man erkennt zwei Männer an einem Wirtshaustisch, angetrunkene Gläser vor ihnen, und nackte Vestalinnen in ihrem Rücken. Alles nur angedeutet, wie gesagt, in Pastelltönen hingehauchte Frauenkörper, James Knye lacht und sagt: „Die Träume von Stammtischlern.“ Sein Schwager ist Kunsterzieher. Er hat die Bilder gemalt, weil sie im „Gollo“ einen Platz brauchten für‘s Frühstücksbuffet der Pensionsgäste. So lassen sich die bemalten Holztafeln nun herunterklappen und dienen des Morgens als große Buffetplatte und des Abends, wenn sie hochgeklappt sind, als stimmungsvoller Hintergrund für die Schwüre junger Pärchen.
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Ein Händchen für Braten und Pflanzen
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Der Schwager hat so schön gemalt. Der Bruder Henry, ein großer Fachmann in diesen Dingen, hat die Pilze in Lauschas Wäldern gesammelt, damit sie nun als jahreszeitgerechtes Süppchen serviert werden können, und Elly, die Mutter, klappert in der Küche mit den Pfannen. Elly ist 72 Jahre alt, sie hat ein Händchen, für die Braten, für die Pflanzen auf den Fensterbrettern und für Alan, der ist sechs, James Knyes Sohn, er spaltet gerade in der Küche eine Kartoffel.
So war das schon immer in Lauscha. Familien mussten zusammen halten. Zusammen mussten sie improvisieren, wenn sie leben wollten, und daraus entstand nicht selten Ungewöhnliches, etwas Schönes und vor allem sehr Lebendiges. So gesehen ist die ganze Stadt ein Familienbetrieb, und das „Gollo“ ist es erst recht. Vielleicht können sich hier deshalb alle wohlfühlen, weil das „Gollo“ für so etwas wie Gemeinschaft steht, in Zeiten der Vereinzelung und Absonderung, in Zeiten, in denen jeder, der einen Laden aufmacht, erst einmal gefragt wird, welche Zielgruppe er denn nun im Visier habe: Die Vegetarier? Die Schweinsbraten- oder die Big-Mac-Fraktion?
James Knye würde antworten: „Alle! Jeden!“ Und sie würden ihm unweigerlich den Untergang prophezeien. Dabei lebt das „Gollo“ nun schon über 15 Jahre fröhlich vor sich hin, weil es gewissermaßen alle so unterschiedslos vereint und versammelt bei Pilzsüppchen oder Tartar, bei mit Spinat gefüllten Riesenchampignons, bei Spare-Ribs oder Hüftsteak mit Bratkartoffeln. Preise unter 10 Euro, „mehr darf‘s nicht sein“, sagt James Knye. Mehr ist es nicht, sagt die große Tafel neben der Theke, auf der die Gerichte stehen – natürlich auch der Fisch.
Neben Konzerten oder Open-Airs veranstaltet Knye einmal pro Jahr einen Ausflug mit Angelwettbewerb, „da gehen dann immer 40 bis 50 Mann mit.“
Angeln ist seine Leidenschaft. In der Bowlingbahn hängt einen Meter und noch länger, silberschuppig bis fast dunkelrot, der Sortenreichtum kanadischer Gewässer an der Wand. Originalgetreu alle, aber keinesfalls ausgestopft, „weil ausgestopfte Fische immer so vergilben und schlecht abzustauben sind.“
Also hat er sich die diversen Lachse in der Bowlingbahn aus Kanada besorgt. Nach einem originalen Gipsabdruck des Fischkörpers werden die künstlichen Exemplare aus Fiberglas hergestellt, prima abzustauben, wie gesagt, und niemals ihren Glanz einbüßend.
Fiberglas-Lachse aus Kanada also. Ins „Gollo“ passt irgendwie alles rein und bildet, so unterschiedlich es auch sein mag, plötzlich eine wunderbare harmonische Atmosphäre, die am Ende niemanden unzufrieden gehen lässt.
Außer vielleicht die Jungs von „Survivor“. Die hatten vor ein paar Jahren einmal zwei Auftritte in Deutschland, einen in Hamburg und ein Konzert tags zuvor in Lauscha, wohin sie James Knye gelotst hatte. Die Jungs aus Chicago ließen sich also im „Gollo“ die Speisekarte übersetzen und anschließend war der Gitarrist sauer: „Kein Chicken?“
James Knye sah sich genötigt, den Pop-Heroen zu vermitteln, dass der Lauschner als solcher, Hühnchen zwar verzehre, aber keinesfalls zum Abendessen in der Kneipe, dass es küchentechnisch einfach nicht zu exotisch zugehen dürfe. „Chicken“, hat Knye zu seinen Gästen von der Hitparadenfraktion gesprochen, „ist kein Abendessengericht hier in Lauscha.“ Da verstanden die Chicagoer Jungs die verschieferte Welt nicht mehr. Kein Chicken, komisches Land, ein Unikum dieses „Gollo“ in Germany.
Freies Wort, Ully Günther, 13.11.2008
LAUSCHA
Etwas für den Tourismus tun, ist nicht allein Angelegenheit der Verwaltung, des Stadtrates oder des Tourismusvereins. Manchmal kommen auch gute Ideen von den Bürgern, die sich Gedanken darüber machen, wie man noch mehr Touristen in den Ort holen kann – passend zum Jubiläum „50 Jahre Stadtrecht“. So geschehen im Herbst vergangenen Jahres, als Falk Mannagottera und Dominik Triebel am Stammtisch mit einem Urlauber eine Idee entwickelten, die nun seit drei Wochen ihre Praxistauglichkeit unter Beweis stellt.
Doch der Reihe nach. Der Urlauber heißt Hubertus Kopp und wohnt in Seelze (Region Hannover) und ist seit zehn Jahren regelmäßiger Gast in der Glasbläserstadt. „Immer bevor ich hierher gekommen bin, habe ich bei meinem Freund Falk angerufen und mich nach dem Wetter erkundigt.“ Als man wieder einmal beim Bier zusammensaß, kam das Gespräch auf die Installation einer Webcam, die über das Internet abgerufen werden kann. Kopp fand die Idee so gut, dass er sich spontan bereit erklärte, die Anschaffung und Installation vorzufinanzieren. „Da spare ich die Telefonkosten“, lacht er.
„Dominik und ich machten uns sofort auf die Suche nach einem geeigneten Standort“, erzählt Falk Mannagottera. Klar war, dass es der Hüttenplatz sein sollte. „Die Kamera dort anzubringen schien uns dann doch nicht so günstig“, meinte Dominik mit Blick auf Langfinger oder Randalierer. Fast zufällig blickten die beiden noch oben und hatten die zündende Idee: die Kirche. Von überall zu sehen, was natürlich auch umgekehrt funktionieren musste.
In Manfred Müller, dem Vorsitzenden des Gemeindekirchenrates, fand man einen verständnisvollen Partner. Leicht sei es nicht gewesen, alle Genehmigungen einzuholen, doch mit Geduld und Überzeugung sei auch das gelungen.
Wer sollte die Anlage betreiben? Da sowohl Falk als auch Dominik Mitglieder im Gollo-Musik e.V. sind, bot sich der Verein geradezu an. Das war auch deshalb günstig, um weitere Sponsoren zu gewinnen, die das Projekt auch künftig mitfinanzieren.
Der Rest ist schnell erzählt. Die Webcam wurde gekauft, im Kirchturm installiert und lief dann drei Monate im Probebetrieb. Die technische Einrichtung hat Robert Büttner übernommen und die Einspeisung ins Internet erfolgt dankenswerte Weise durch die Stadtverwaltung.
Neugierig geworden? Der Blick auf den Lauschaer Hüttenplatz ist unter der Adresse www.webcam-lauscha.de möglich. Übrigens: Wer das Projekt noch unterstützen möchte, sollte sich an Falk Mannagottera wenden.
Freies Wort, Raimund Sander, 15.10.2008
LAUSCHA
Am vergangenen Samstag gastierte das Folkloreensemble aus Neuhaus auf Einladung des Gollo Musik-Vereins im Kulturhaus der Glasbläserstadt. Mit „Bunt sind schon die Wälder“ stimmte der gemischte Chor des Ensembles das Publikum auf einen musikalischen Abend mit Liederfolgen und tänzerischen Darbietungen ein. Die Moderation durch das abendliche Programm übernahm Ensemblemitglied Renate Habrecht, die das Publikum bei den volkstümlichen Liederfolgen zum Schunkeln und lautstarkem Mitsingen animierte.
Die Tanzgruppe begann ihren Reigen mit den „Festtanz“ und brachte gleich ein Feuerwerk tänzerischen Leistungen auf das Kulturhausparkett. Im Wechsel mit der Tanzgruppe sang sich der gemischte Chor mit ihren Solisten Edelgard Ehrhardt, Klaus Manke, Sabine Grams, Anita Eberhardt und Falk Köhler-Terz in die Herzen der Zuhörer.
Der Auftritt der Kinder- und Jugendtanzgruppe war schon eine Augenweide – was die kleinen Tänzer aufs Parkett brachten, war einfach toll. Ensembleleiterin Sophie und Choreografin Kati Zirwas brauchen sich da keine Sorgen um den Tanznachwuchs zu machen.
Der Höhepunkt vor der Pause war der Auftritt von Chor und Tanzgruppe mit einen Stimmungslieder-Medley, so wurden internationale Tänze wie „Cancan“ und „Kasatschok“ dem begeisterten Publikum dargeboten. Nach der Pausenstärkung – es wurden belegte Brötchen gereicht – ging das bunte Programm weiter. Ein weiterer Höhepunkt war der erste Auftritt von Tänzerin Lisa Meier als Sängerin im Duett mit Klaus Manke. Sie bewies mit ihrem Gesang, dass sie nicht nur eine gute Tänzerin ist.
Dirigent Dietrich Lödel und Sänger Klaus Manke prosteten mit ihrem Trinkspruch dem Publikum zu und der gemischte Chor sang den „Trinkkanon“. Nach einigen tänzerischen Einlagen wie „Irischer Tanz und die Holzfäller“ brachte eine Volksliederfolge das Publikum zum Mitsingen und Schunkeln.
Den Schlusspunkt unter dem geselligen Abend setzte das Ensemble mit dem legendären „Lauschaer Galopp“. Mit Applaus und Zugabe-Rufen dankte das Publikum dem Ensemble für ihren gelungenen Auftritt in der Glasbläserstadt.
Ein Dank gilt den Mitgliedern des Gollo Musik-Vereins für die Bewirtung und Organisation der Veranstaltung, die gerne ein paar Besucher mehr verdient hätte.
Freies Wort, Herbert Thees, 13.11.2008
LAUSCHA
Wie schon in den vergangenen Jahren, organisierte das Team vom Verein Gollo-Musik eine weitere Auflage des Lauschner Balls. Mit der Andreas-Lorenz-Showband aus Gera gastierte im Lauschaer Kulturhaus eine Band der Extraklasse. Im ausverkauften Saal öffnete sich pünktlich um 20 Uhr der Vorhang, und die Showband lockte mit beschwingter Musik sofort das Publikum auf die Tanzfläche.
Wie in den vergangenen Jahren, zeigte die Tanzschule Hähner aus Saalfeld verschiedene Tänze und animierte das Publikum bei Lambada-Klängen mitzutanzen. Die Hähners hatten es diesen Abend nicht leicht das Tanzkönigspaar unter den vielen Publikumspaaren zu finden. Auf Isolde und Frank Mewes aus Steinach viel letztlich ihre Wahl. Susanne Hähner übergab den von John Zinner gefertigten Glaspokal an das Duo, das im Anschluss der Zuschauerschaft sein Können zeigte.
Gegen Mitternacht schob ein Matrosenpaar dann einen mit Torte und Kuchen beladenen, mit im Wunderkerzen beleuchteten Büfettwagen auf die
Tanzfläche. Das Publikum staunte nicht schlecht, applaudierte heftig und labte sich schließlich an den süßen Köstlichkeiten. Im Anschluss wurde bis in die frühen Morgenstunden weitergetanzt.
Es war wieder ein gelungener Tanzabend, der Lust auf eine Wiederkommen im kommenden Jahr machte. Ein Dank gilt dem Verein Gollo-Musik für die perfekte Organisation und Bewirtung.
Freies Wort, Herbert Thees, 23.09.2008
LAUSCHA
Am Samstag, 20. September, präsentiert der Verein Gollo-Musik die dritte Auflage der Lauschaer Ballnacht im Kulturhaus. Wie in vergangenen beiden Jahren erwartet den Besucher ein besonderer Abend in festlichem Ambiente. Die Damen werden in gewohnter Weise mit einem Begrüßungscocktail herzlich empfangen, wirbt Falk Mannagottera vom Vereinsvorstand für einen Besuch der Veranstaltung.
Für das kulinarische Wohl ist bestens gesorgt. Die Gäste dürfen kleine Gaumenfreuden und eine Auswahl feiner Whisky-Sorten erwarten. „An der extra eingerichteten Cocktailbar verwöhnt ein ausgezeichneter Gastbarkeeper mit exotischen Cocktails und besonderen Sektvariationen. Um Mitternacht gibt es dann eine Überraschung, die jedoch jetzt noch nicht verraten wird.“
Der Gollo-Musik hat keine Kosten und Mühen gescheut, die Andreas-Lorenz-Showband, die Showband des Jahres 2004, nach Lauscha zu locken. Mit ihrer Erfahrung aus 25 Jahren Profigeschäft gehört diese zu den etabliertesten Showbands in Deutschland. Sie begeistern mit ihrer vielfältigen Tanzmusik Laien sowie auch Profis. Ihre Referenzen reichen vom Bundeskanzlerball über den Leipziger Opernball bis hin zum Bordorchester auf dem Traumschiff „MS Deutschland“. Aber auch auf kleineren Veranstaltungen begeistern sie ihr Publikum mit leichter Tanzmusik, so Mannagottera. „Auch eingerosteten Tänzern wird somit eine mitreißende Unterhaltung garantiert. Abgerundet wird das Programm durch Showtanzeinlagen der Tanzschule Hähner.“
Freies Wort, 12.09.2008
LAUSCHA
Durch Schnee und Eis hatte sich der Theaterverein wieder einmal ins Thüringische gekämpft, wie immer mit malerischen eigenen Kulissen und einem Stück, das fast drei Stunden lang die Lachmuskeln der Zuschauer strapazierte. Um die "goldene Schinkenwurst am Bande" ging es diesmal, und traditionsgemäß hatten die Laienschauspieler den Ort der Handlung den Gegebenheiten in Lauscha angepasst. Während es sich die Gäste im Saal dank gewohnt guter Bewirtung durch den Gollo Musik-Verein wohl sein ließen, ging es auf der Bühne heiß her.
Eigentlich sind sie ja richtig dicke Freunde, die beiden Metzgermeister Hannes Ripple und Alfred Schäufele. Und eigentlich würden sie gerne in Frieden miteinander - oder genau genommen nebeneinander - ihre Geschäfte am imaginären Hüttenplatz betreiben und beim "Gollo" hin und wieder zusammen ein paar "Hochsitz-Cola" (allgemein bekannt als "Jägermeister") genießen. Alles könnte so schön sein, wenn da nicht ihre ehrgeizigen Frauen immer wieder für Aufregung und Frust sorgen würden. Von Anfang an ist nicht zu übersehen, wer in beiden Familien die Hosen an hat, auch wenn Schäufele zwischendurch todesmutig behauptet: "Ich bin hier das Gesetz - solange meine Frau nicht da ist."
In einer der vielen zweideutigen Situationen im Stück unterstellt schließlich seine Gattin Erna dem Konkurrenten Ripple unlautere Absichten in Bezug auf ihre Metzgereifachverkäuferin Mandy. Dabei befürchtet sie eigentlich nur, Ripple wolle Mandy abwerben für sein Geschäft, da sein eigener Spross Richy mehr Gefallen am Schlagerstar-Dasein findet als an Würsten und Rippchen.
Leider haben sich Hannes und Alfred bei ihrem letzten Ausflug zum "Gollo" aber selbst eine Suppe eingebrockt, an die nach einer langen durchzechten Nacht bei beiden jegliche Erinnerung entschwunden ist. Dafür erinnert sich Bürgermeister Helmuth Kraut umso besser daran. Beide haben nämlich einem Wettstreit um die beste Schinkenwurst zugestimmt. Der partybegeisterte Kraut will nun unbedingt den 1. Lauschaer Wurstevent auf die Beine stellen, um nur ja keine Chance auf eine feuchtfröhliche Feier zu verpassen.
Ripple und Schäufele sind aber eigentlich - im nüchternen Zustand - keineswegs gewillt, im Wettstreit gegeneinander anzutreten und beschließen, ihren "Burger-King" auszutricksen. "Wir zwei machen einfach das gleiche Rezept. Da sind wir den ganzen Ärger los", verabreden sie. Ihre Frauen, die nicht eingeweiht sind, versuchen derweil - jede auf ihre Weise - das Rezept des Konkurrenten zu stehlen. Während Hedwig Ripple zu diesem Zweck einen freundlichen amerikanischen Touristen mit ihrem "doppelt selbst gebrannten Zwergapfelschnaps" abfüllt, erzählt Erna Schäufele dessen Frau eine haarsträubende Geschichte von geheimen Kameras und dem angeblichen "Langfingertag".
Doch die beiden Metzger kommen mit Hilfe von Ripples schwer verliebtem Sohn Richy und seiner Angebeteten Mandy den Betrügerinnen auf die Schliche und starten ihrerseits in Faschingskostümen einen "Polizeieinsatz" mit ungeahnten Folgen. Hannes und Alfred tragen danach tapfer äußerliche Wunden am Kopf zur Schau, während bei Hedwig und Erna offenbar das Innenleben selbiger Körperteile gelitten hat. Sie benehmen sich nunmehr wie extrovertierte Topmodels und verdrehen entsprechend gestylt zum Wurstevent sogar dem Bürgermeister den Kopf.
Auch die Vision von "Richy und der Leberwurst-Diva" nimmt dank hilfreicher Catwalk-Tipps von Gloria Murphy langsam Gestalt an. Die ewig lispelnde Mandy findet schließlich die richtigen Worte, um die Ripples und Schäufeles wieder zueinander zu führen. Und so lernen am Ende Alfreds "Hasimäuschen" und dem Hannes "sei Ripp", wie schön doch "Ein bisschen Frieden" sein kann, auch wenn Gesangstalent Richy hierbei wie immer die falschen Töne trifft. Die "Goldene Schinkenwurst am Bande" geht denn auch zu gleichen Teilen an beide Metzgermeister.
Ein Hirn wie ein Schnitzel
Unzählige Wortspielereien setzten dem Stück gewissermaßen die Krone auf. So machte Metzgermeister Schäufele, der mit Fremdwörtern offensichtlich etwas auf Kriegsfuß stand, in der Aufregung zur allgemeinen Verwirrung schon mal aus Devisen "De-Rasen". Ripple bescheinigte ihm deshalb, er habe ein Hirn wie ein Schnitzel, "beiderseitig beklopft", und schlussfolgerte: "Wahrscheinlich hast du Altersheimer oder wie das heißt."
Sogar den neue Berliner Flughafen und den Pferdefleischskandal bezogen die findigen Theatermacher in ihr Stück mit ein. Schließlich kamen Mister Murphy und seine Frau "to Lauscha for the good Lauscha Wurst (not horse)". Ripple konterte prompt mit seinen "Fremdländisch-Kenntnissen" und stellte den interessierten Touristen seinen "housedragon" Hedwig vor.
Unübertrefflich war auch der Gesang von Ripple Junior. So konsequent bei jedem Ton daneben zu treffen, ist schon eine Kunst, zumal wenn der Betreffende im wahren Leben Frontsänger zweier Bands ist. Das Publikum honorierte denn auch die Leistung mit der Forderung nach Zugaben. Sogar für den jüngsten Zuschauer, den sechsjährigen Konstantin, war Richy mit seinen falschen Tönen der Höhepunkt des Abends.
Begeistert vom präsentierten Stück war offensichtlich auch die örtliche Metzger-Konkurrenz. Lothar Langbein - in Lauscha und Umgebung für seine eigenen Fleisch- und Wurstprodukte besser als "Moppel" bekannt - ließ es sich nicht nehmen, in der Pause in seinem nahe gelegenen Geschäft eine echt Lauschaer Schinkenwurst von enormen Ausmaßen zu holen, um sie den Heubacher Theatermachern zu überreichen.
Alles in allem war die Aufführung wieder ein voller Erfolg. Die beiden neuen Mitstreiter überzeugten ebenso wie die "alten Hasen", und man darf schon gespannt sein, was wohl im kommenden Jahr auf dem Programm stehen wird.
Freies Wort, Doris Hein, 26.02.2013
LAUSCHA
Zum wiederholten Mal hatte der Gollo-Musik Verein das Dresdner Kabarett „Herkuleskeule“ ins Lauschaer Kulturhaus geholt und damit einen Volltreffer gelandet.
„Wir sind nahezu ausverkauft“, freute sich kurz vor 20 Uhr Falk Mannagottera, der als Vorstand des Veranstalters am Einlass stand. Im Saal versorgten seine Vereinskollegen derweil fast zweihundert Gäste mit diversen Getränken, bevor auf der Bühne ein wahres kabarettistisches Feuerwerk startete.
„Radioballett oder: Opa twittert“ lautete der Titel des Programms, mit dem Rainer Bursche, Brigitte Heinrich und Michael Rümmler das Publikum fast drei Stunden lang in Atem und bei Laune hielten. Die satirischen Texte entstammten der Feder von Wolfgang Schaller, Philipp Schaller und vom leider im Frühjahr verstorbenen Peter Ensikat. Für die musikalische Untermalung war Pianist Thomas Wand zuständig. Dank einer gekonnten Mischung aus skurriler Komik und schwarzem Humor zu Themen aus dem täglichen Leben sprang der Funke zwischen Kabarettisten
und Publikum schnell über. Letzteres wurde aktiv mit einbezogen
und konnte den Akteuren auf der Bühne im Brustton der Überzeugung immer wieder bestätigen: „Genau so isses!“ Peter Kirchner aus Steinheid hatten sich die Kabarettisten
dabei als „Lieblingszuschauer“auserkoren.
Ein riesiges Radio
Alles wird besser, versprachen die drei Dresdner gleich zu Beginn, nachdem sie aus dem riesigen Radio auf die Bühne gestiegen waren. Bissig und brisant wurden sie ihrem Ruf als „satirische Institution“ gerecht. Die Fettnäpfchen von Gauck und De Maiziere wurden ebenso aufs Korn genommen wie Volksvertreter im Allgemeinen und Frau Merkel im Besonderen. Unnachahmlich war Brigitte
Heinrich als Kanzlerinnen-Double. Bursche und Rümmler gaben im Schnelldurchlauf für den Aktienkauf Tipps, die man lieber nicht zu ernst nehmen sollte. Denn am Ende, so bestätigten sie musikalisch, „hat das Kapital immer recht“. Einen kleinen Fremdsprachenkurs mit Lachgarantie gab’s dabei noch gratis. Vom Club der anonymen Politiker bis zum Flachbildfernseher, bei dem sich die Form endlich dem Inhalt angepasst hat, reichten die satirischen Ergüsse. Bürgerrechten und Demokratie wurde mit Abschaffung gedroht, denn sie gefährden die nationale Sicherheit.
Da das Ganze als „Radioballett“ angekündigt war, wurde zum Bankenkrisen-Sirtaki natürlich auch frisch das Tanzbein geschwungen. Der Song der Arbeitslosen auf der Suche nach dem „Chef mit Visionen“, den letztendlich keiner so gewollt hatte, erinnerte irgendwie an den Zauberlehrling. Auch dieser wurde bekanntlich die Geister, die er rief, nicht mehr los. Bissige Kommentare in gesungener Form hatte sich auch der Missbrauchsskandal verdient. „Geh’n wir Knaben vernaschen im
Dom“ hieß es nach der Melodie des Georg Kreisler-Klassikers „Tauben vergiften“, der schon im Original ein fantastisches Beispiel schwarzen Humors war. „Wir sollten langsam aufhören,
sonst geht womöglich morgen keiner mehr wählen…“, sinnierten
die Akteure schließlich.
Diätberater und Arzt
Doch noch hatte Opa Hansi Neugebauer zahlreiche Bühnenerlebnisse vor sich. Er sang: „Mein ganzes Streben ist Überleben“. Wer konnte ihm verdenken, dass ihm die zahlreichen
Volks-, Staubsauger- oder Beerdigungsinstitutsvertreter in Gestalt von Brigitte Heinrich und Michael Rümmler nicht ganz geheuer vorkamen und er sich ihrer mit viel Witz zu erwehren versuchte? Sogar als Diätberaterin und Arzt versuchten die beiden, Opa Neugebauer zum 80. Geburtstag auszunehmen wie die sprichwörtliche Weihnachtsgans. Doch der hatte auf alles eine unerwartete Antwort parat, die das Publikum ein ums andere Mal zu Lach- und Applaussalven verleitete. So behauptete er beispielsweise, sich auf das nahende Ende der Welt vorbereitet zu haben, indem er vom „Playboy“ auf die „Apothekenumschau“ umgestiegen sei. Bei Heinrichs Geburtstagsständchen auf der Geige griff Opa rasch zu seinen Kopfhörern, denn so laute und falsche Töne hält man mit 80 nicht mehr aus. Da half auch kein Song der legendären Puhdys, zumal, wenn er so makaber umgedichtet wurde: „Wenn ein Mensch zu lange lebt, … passt er bald nicht mehr in diese Zeit.“ Das musste sich Opa nun wirklich nicht gefallen lassen! Obwohl – mit Bloggen und Twittern kannte er sich offenbar wirklich nicht so gut aus. Da half auch Brigitte Heinrichs tolle Stimme nicht, die ihm versicherte: „Tanga, ich trage Tanga“. Dafür brachte sie aber die Zuhörer einmal mehr in Stimmung. Diese kamen natürlich größtenteils aus Lauscha. Aber auch Steinacher, Ernstthaler, Neuhäuser, Schmiedefelder und Steinheider gaben sich als Fans des Dresdner Kabaretts zu erkennen und bescherten dem Gollo-Musik Verein bei seiner ersten Veranstaltung der Herbstsaison einen erfreulichen Erfolg.
Petra Kästner beispielsweise schwärmte: „Wir haben die Herkuleskeule heute zum ersten Mal erlebt. Es war sehr lustig und hat vor allem genau die politische Stimmung im Land getroffen“. Schön fand sie, dass man heute alles so sagen könne, wie es wirklich ist. Obwohl vieles davon eigentlich nicht zum Lachen sei, habe man hier aus vollem Herzen darüber lachen können. Toll fand sie auch, dass das Kabarett-Ensemble in einen so kleinen Ort kommt, sodass
man für den Kulturgenuss nicht erst weit reisen muss.
Positiv äußerte sich auch Ilse Greiner-Mai, die den Empfehlungen
ihres Schwagers ins Kulturhaus gefolgt war. „Wir mögen Kabarett an sich. Die Dresdner hatten heute gute Pointen im Programm“, lobte Gisela Böhm. Marlies Schulze war froh, noch kurz entschlossen ins Kulturhaus gekommen zu sein. „Es war super!“ Befragt nach ihrem Eindruck vom Lauschaer Publikum, kam auch von Seiten der Akteure ganz spontan ein „Toll!“. Rainer Bursche fügte verschmitzt hinzu: „Sie waren ganz ordentlich und haben nicht gestört!“ Als Kabarettist kann man wohl nicht ganz ohne ein bisschen Ironie…
Auf jeden Fall steht einem neuerlichen Auftritt der „Herkuleskeule“ im Lauschaer Kulturhaus im kommenden Jahr nichts entgegen, bestätigte auch ein rundum zufriedener Falk Mannagottera vom Gollo-Musik Verein. So entsteht Radioballett: Passend zum Lied über die Bankenkrise tanzten die drei einen Sirtaki.
Freies Wort, Doris Hein, 26.09.2013
Wassertanne vor Fällung bewahrt
Mit Latein und Salsa übers Parkett
Wo der „russische Bär“ siebzehn Schnäpse trank
Lauschaer Hüttenplatz im Visier
Wein, Weib und Gesang
Matrosen enterten den Tanzboden
„Ball“ ist es wieder soweit …
Alles Wurscht - das sogar in Gold
Wechselbad aus Vergnügen
und Provokation
Gollo-Musik e.V. Lauscha